#MeToo 2018 Redebeitrag

Redebeitrag München 2018 • Romy Stangl

One Billion Rising München 2018 - Redebeitrag Romy Stangl

München 2018 – One Billion Rising

Redebeitrag München 2018

 

Romy Stangl

Romy Stangl von der Städtegruppe München TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. , engagiert sich auch bei One Billion Rising München e.V.

Romy Stangl kennt das, worüber sie sprechen wird. Sie ist mutig genug, über ihre eigene 4-jährige Gewalterfahrung öffentlich zu sprechen. Neben aktuellen Zahlen zum Thema (jede 3. Frau ist betroffen) wird sie auch über die Zeichen der Hoffnung mit Inkrafttreten der Istanbul Konvention zum 01.02.2018, der Kampagne #metoo und über ihr eigenes Projekt “Signs of Hope” berichten.

Unter dem Namen „Signs of hope“ möchte sie eine Institution schaffen, die unter einem Dach das vereint, was Mädchen und Frauen, die aus häuslicher Gewalt Zuflucht und Hilfe suchen, brauchen, um sich verstanden und beschützt zu fühlen und Kraft und Hoffnung für eine neue Perspektive im Leben erhalten.

Romy Stangl spricht bei der One Billion Rising Veranstaltung am 14.2.2018 in München. Hier ein kurzer Video-Mitschnitt:

 

 

Video-Kommentar von “Mokka Spectrum”:
“Bilder von der extrem mutigen Romy Stangl heute auf der Marienplatz Bühne mit Ihrer zu tiefst berührender Lebensgeschichte. Ein hohes Lob an Romy für Ihre Stärke, Willen und großen Mut, den Sie heute mal wieder in aller Öffentlichkeit, in voller Ehrlichkeit gezeigt hat! Danke an alle die da waren, Leben und Leid verbindet uns! Ich hoffe es trauen sich mehr und mehr hervor zu kommen und sich der Gewalt gegen Frauen zu stellen, davon weg zu kommen, und den langen Prozess des Heilens an zu beginnen. One Billion Rising!”

 

Hier die Rede von Romy Stangl in Wortlaut:

“Ich war 7 als ich in meinem Urvertrauen erschüttert wurde. Mein Vater schlug mich vor den Augen meiner gesamten Familie wieder und wieder, er nannte mich Bastard und seine großen Hände schlugen wieder und wieder in mein Gesicht, und ich sah hilfesuchend mit Tränen in die Augen, meiner Mutter, hilf mir bitte schrie ich, aber sie saß da mit Angst und Tränen in den Augen weil er auch sie gebrochen hatte , sie zum Schweigen brachte durch Demütigungen und Schläge. Als er fertig war und ich vor Schmerz gekrümmt, weinend in meinem Bett lag, saß er neben mir und streichelte mir mit seinen großen Händen über´s Gesicht und meinen ganzen Körper zitternd und sagte es tut mir leid, ich liebe dich. Meine kleine Seele schrie und war gebrochen: Papa warum tust du mir weh – ein Kind sollte solche Schmerzen nicht erleiden und mit ansehen müssen, den es wird für den Rest seines Lebens davon verfolgt und ihm wird die Grundlage genommen zu vertrauen. Hände sollten ein Gesicht in Liebe berühren und nicht in Gewalt.

Ich war 14, als mein Halbbruder mich vor den Augen seiner damals dreijährigen Tochter fast umbrachte mit den Worten du bist eine Schande für diese Familie und ich bring dir bei dich unterzuordnen. Er presste mich gegen eine Wand und schlug mich wieder und wieder, würgte mich und sagte, dass ist das einzige was dir hilft zu begreifen. Warum tust du mir das an du bist mein großer Bruder?

Mit 19 verließ ich mein Elternhaus, meine Eltern geschieden und meine Mutter gab mir die Schuld dafür und hat seitdem kein Wort mehr mit mir gesprochen. Für mich stand fest mir wird das nie wieder wiederfahren das ein Mann die Hand gegen mich erhebt.
Doch es sollte anders kommen …

Es ist ein rauer Herbsttag vor 11 Jahren als floh ich mit meinem damals 4 jährigen Sohn aus einer 4 jährigen Hölle der Gewalt mit einem Mann, welcher mich über 4 Jahre seelisch und körperlich misshandelte, mich einsperrte, mich vergewaltigte. Mich mit der Faust ins Gesicht schlug und mir dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht in die Augen schaute und sagte „Jetzt erinnere ich dich an deinen Vater“.

Ich bin dieser Hölle entkommen und ich möchte an dieser Stelle Sybille Stotz danken in deren Frauenhaus ich Hilfe und Wärme erfuhr und stehe heute hier und frage mich warum muss jede dritte Frau dieses Leid und diese Demütigung ertragen, warum wird dieses Thema immer noch unter einem Denkmantel des Schweigens versteckt. Es wird Zeit sich zu erheben, darüber zu sprechen, Aufklärung zu betreiben wie die Realität aussieht, Hilfen und Perspektiven zu schaffen, und gemeinsam denen die keine Stimme haben zu helfen. Metoo ist erst der Anfang und ich wünsche mir das noch viele Frauen den Mut finden darüber zu sprechen und das wir uns bewusst werden „Ich bin nicht allein“. Allein sind wir ein Funke aber gemeinsam können wir eine Stimme werden die gehört werden wird.

Erste Schritte zeigen es gibt Hoffnung für den Weg des Erkennens und der Schaffung von umfassenden Hilfen und Perspektiven. Die Istanbulkonvetion, welche seit Februar in Kraft getreten ist ein umfassendes Werk welches jeder einzelnen von uns die Möglichkeit gibt sich darauf zu berufen und die rechtlichen Hilfe und Unterstützung zu erfahren welche Mut machen, welche dringend notwendig sind um ein neues Leben frei von Gewalt für Frauen und Kinder zu erreichen Stück für Stück.

Es ist Zeit Zeichen der Hoffnung zu setzen im Kampf gegen Ungerechtigkeit und Gewalt die Frauen jeden Tag wiederfahren. Deshalb habe ich beschlossen aus meiner Neugeburt heraus ein Projekt aufzubauen dessen Ziel es ist Lücken in der Nachsorge von Frauen und Kindern die häusliche Gewalt erfahren haben zu schließen und auch weiterhin für Perspektiven zu kämpfen um Frauen Mut und Kraft zu geben und auch andererseits Aufklärung zu diesem Thema zu betreiben.

Es wird Zeit hin und nicht wegzusehen. Wir haben es in der Hand etwas zu bewegen. Jeder auf seine Art und Weise.”

Verfasserin: Romy Stangl
(Terre des Femmes München & Signs of Hope)
für ONE BILLION RISING München und ONE BILLION RISING Deutschland

 


Redebeiträge auf OBR Veranstaltungen

Mit viel positiver Energie, fröhlichen Musik- und Tanzaktionen ist es gelungen, die Protestaktion als Symbol weltweiter Frauensolidarität zu etablieren, um dabei größte Aufmerksamkeit auf schwierge Themen zu lenken, die in der Vielzahl von Redebeiträgen auf allen Veranstaltungen zu One Billion Rising thematisiert werden.

179 Orte haben 2018 allein in Deutschland an One Billion Rising teilgenommen. Welch’ ein Riesen-Erfolg. Damit unsere gemeinsamen Anliegen weit über den V-Tag hinaus wahrgenommen werden können, möchte ich auf dieser Seite all unsere Redebeiträge zur Nachlese bereitstellen.

Schickt mir bitte Eure Redebeiträge

Bitte lasst mir Eure Redebeiträge in einer Version zukommen, die ich verlinken oder downloaden kann … vorzugsweise als TEXT-Version, word, doc, pdf, etc. (und falls nicht anders möglich als Soundfile- oder Video-LINK) über das Kontaktformular.

Bitte schickt mir:
1 • Rede-Beitrag in Textform
2 • Name der Rednerin/des Redners
3 • Foto der Rednerin/des Redners (bei der Rede)
4 • Kurzinfo über Rednerin/des Redners (kurzer Zweizeiler)

Vielen herzlichen Dank
Eure Sabine M. Mairiedl | www.onebillionrising.de