Femizid

#EmineBulut – Femizid in der Türkei

#EmineBulut - Femizid in der Türkei

! Triggerwarnung !

Emine Bulut wurde vor den Augen ihrer Tochter erstochen, mutmaßlich von ihrem Ex-Ehemann.

Bilder der Tat kursieren im Internet. Das Land ist entsetzt. Auch weil dieses Verbrechen ein Beispiel ist, für die Gewalt an Frauen, die in der Türkei häufig vom Ehepartner ausgeht.

 


BBC, 23.8.2019 – The killing of a mother by her ex-husband in front of her child has sent shockwaves across Turkey. Emine Bulut, 38, was stabbed to death in a cafe on 18 August in Kirikkale. Video posted to social media shows the mother screaming and holding her neck as her 10-year-old daughter begs her not to die. According to “We Will Stop Femicide”, a women’s rights platform, 245 women have been killed in Turkey in the first seven months of 2019.

Infolinks dazu:
Platform
Update official femicide data regularly

 


Twitter / ZDF – 24.8.2019:


Twitter / privat – 23.8.2019:
221 Frauen wurden allein 2019 Opfer des #Femizid in der #Türkei. #EmineBulut wurde am 18.8. getötet. Ihr Ex-Mann schnitt ihr in einem Café den Hals durch. Es gibt ein Video vom Mord: “Mutter, stirb bitte nicht”, ruft die Tochter. E.Buluts letzte Worte: “Ich möchte nicht sterben.


Meldungen:
“Türk. Medien heute: “Frau wird vor den Augen der Tochter (10 J.) getötet.” Nur wann ist das passiert? – Wenn der Tod in aller Öffentlichkeit passiert, dann wird einige Tage und manchmal 1-2 Wochen darüber gesprochen in der Türkei.  Ex-Ehemann trifft sich mit der Ex-Frau und der gemeinsamen Tochter (10 Jahre) in einem Restaurant. Es geht um das Sorgerecht der Tochter. Dann passiert es. Der Mann zückt ein Messer und schneidet der Frau, vor den Augen der Tochter, die Kehle. Die Kleine schreit: “Mutti stirb bitte nicht!”. Die Mutter schreit. “Ich möchte nicht sterben!”. Doch im Krankenhaus erliegt sie ihrer schweren Verletzung. Dass diese Meldung die Öffentlichkeit aufmischen und ablenken soll, sieht man daran, dass es erst 5 Tage nach dem es passierte, auf einmal die Medien beherrscht, als ob es heute passiert wäre und nicht schon am 18. August.” – Quelle: go2tr, 23.8.2019


#EmineBulut
#ölmekistemiyorum
#AnneLütfenÖlme


Über die türkische Plattform Wir werden Frauenmorde stoppen!

ÜBER UNS

10 Fragen an die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen!“

Warum haben Frauenmorde zugenommen?

Die Gesellschaft entwickelt sich fortlaufend, die Frauen passen sich dieser Entwicklung an und fordern ihre zeitgemäßen Rechte. In der ganzen Türkei wollen Frauen – aus allen Schichten – arbeiten, sich bilden, wenn sie unglücklich sind, sich scheiden lassen,  zu nichts gezwungen werden, über ihr Leben selbst entscheiden. Diese historische Entwicklung ist mittlerweile unumgänglich und nicht zu stoppen. Frauen werden für Ihre Rechte kämpfen, bis sie sie erlangt haben. Sie wollen es als eine Selbstverständlichkeit und als etwas, wofür sie nicht mit dem Leben zahlen müssen. Der Grund für diesen so großen Verlust, ist einfach die Dominanz der Männer.

Die Entwicklung der Gesellschaft ignorierend und ohne Verständnis für die Frauen, wird jedem Bestreben nach Recht mit Gewalt begegnet. Die fehlende Nachhaltigkeit der Politik in Bezug auf die Gleichberechtigung unterstützt die Männer selbstverständlich in ihren Gewalttaten.

Wenn das Bestreben der Frau nach Recht auch tatsächlich als eine positive Entwicklung verstanden und unterstützt werden könnte, so würden die Frauen an Stärke gewinnen und zu einer bewussten Bekämpfung der von den Männern ausgehenden Gewalt führen, somit den Tod der Frauen verhindern. Die Sehnsucht und das Bedürfnis nach einer gesunden Gesellschaft haben sich mit der Ermordung von Özgecan nochmals gezeigt. Die Menschen haben sich mit ihr eigentlich für alle ermordeten Frauen stark gemacht. Sie haben mit diesem Vorfall gezeigt, dass sie nichts mehr über ermordete Frauen sehen, hören, lesen möchten.

Die ganze Türkei will ein Ende der Frauenmorde. Unsere Plattform wurde gerade für diesen Zweck gegründet. Wenn wir uns zusammenschließen, unsere Hände, unsere Herzen, unsere Köpfe vereinen, werden wir auch Leben retten.

Was bezweckt die Plattform?

Die Plattform will die Ermordung der Frauen stoppen, die Frauen vor Gewalt schützen. Die Plattform setzt sich in erster Linie für die Erhaltung des Lebens und für alle Frauenrechte ein.

Wie ist die Plattform organisiert?

Die Plattform ist ein eingetragener Verein. Es wird derzeit daran gearbeitet die Gemeinnützigkeit zu erlangen. Die Gründerinnen des Vereins sind Familienangehörige der ermordeten Frauen, Frauen von verschiedenen Parteien, Institutionen, Gewerkschaften, anderen Vereinen, aber auch nicht organisierte interessierte Frauen. Da die Ermordung von Frauen ein Gesamtproblem der Türkei ist, kann jede Person – aus Parteien, ob im Parlament vertreten oder nicht, aus den Organisationen, außerdem Journalisten, Schauspieler und Schriftsteller, Anhänger von Sportvereinen, Mitglieder der Lesben- und Schwulenbewegungen, d.h. alle Interessierte der Gesellschaft – können die Arbeiten unterstützen und aktiv teilnehmen.

Welche Institutionen leisten Unterstützung?

Diese Frage kann nicht generell beantwortet werden, da die Unterstützung immer von Ort und Zeit abhängig ist. Zum Beispiel ist die Verfolgung eines Verfahrens vom Ort des Verfahrens abhängig und wird von den am Ort aktiven und interessierten Institutionen unterstützt. Diese können sehr unterschiedlich sein. Wenn es um internationale Kampagnen geht, ist die Unterstützung sehr weit gefächert.

Welche Aktivitäten/Arbeiten werden ausgeführt?

In erster Linie geht es um die Erhaltung und den Schutz des Lebens. Anhand der bestehenden Gesetze und existierenden Rechte werden Informationsveranstaltungen, Seminare und Presseinformationsveranstaltungen organisiert. Mit Hilfe von Berühmtheiten werden verschiedene Öffentlichkeitsarbeiten geleistet, die zur Sensibilisierung beitragen sollen.

Betroffene Frauen werden bei den eingeleiteten Verfahren neben ihren Anwälten zwecks Unterstützung begleitet. Gleichzeitig wird für ihre Sicherheit gesorgt. Die Familien der ermordeten Frauen werden selbstverständlich ebenfalls unterstützt. An den Orten der eingeleiteten Verfahren, in den Gerichtsgebäuden wird für Öffentlichkeit gesorgt. In den Verfahren, die auf diese Art und Weise von der Plattform Unterstützung erhielten, konnte festgestellt werden, dass diese nicht mit Strafmaßermäßigungen enden. Auf der Internetseite der Plattform können sowohl Informationen über die abgeschlossenen, als auch die laufenden Verfahren nachgelesen werden.

Die Plattform versucht auch die Zulassung als Nebenklägerin zu erreichen. In vielen Verfahren ist dies auch gelungen. Ziel der Plattform ist es unter anderem, dass auch das Ministerium für Familie und Sozialpolitik als Nebenkläger auftritt. Das Ministerium wird zu den Verfahren auch von der Plattform eingeladen. Teilweise wird auch eine Teilnahme im Namen des Ministeriums erreicht.

Die Plattform hat des Weiteren bei dem Gesetzesentwurf zum „Schutze der Familie und Verhinderung von Gewalt an Frauen“ mitgewirkt. Seit einiger Zeit versucht die Plattform die Einführung der Bezeichnung „Frauenmorde“ in der Gesetzgebung zu erreichen. Diesbezüglich liegt dem Parlament bereits seit dem 25.11.2013 ein Antrag zu einer Gesetzesänderung vor. In den nicht aufgeklärten oder als „Selbstmord“ bezeichneten Fällen versucht die Plattform bei der Aufklärung der Fälle aktive Hilfe zu leisten. Ziel ist es im Sinne der Frauen ein Umdenken bei den Gerichten und somit Präzedenzfälle zu schaffen.

Über die Situation, die Fälle und Zahlen im Lande werden Statistiken geführt, Berichte und Gutachten verfasst, um dem Ganzen ein Bild zu geben, die  auch zur Erforschung der Hintergründe dienlich sein sollen. Diese werden an die zuständigen Behörden, Stellen weitergegeben und sollen zugleich als Warnung verstanden werden.

Ihre Ansichten werden auch in das Parlament getragen. Dies geschieht entweder auf Initiative der Plattform oder sie wird unmittelbar zu bestimmten Debatten, wie Gewalt an Frauen oder zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, eingeladen. Die Meinung der Plattform zu bestimmten Themen oder die Arbeiten werden auf Sitzungen gemeinsam erarbeitet, entwickelt und beschlossen. Diese Sitzungen finden in den Provinzstädten, an den Universitäten und weiterführenden Schulen (insbesondere Gymnasien) statt.

Wo überall ist die Plattform vertreten?

Die Plattform ist bereits in 22 Provinzstädten des Landes vertreten, in weiteren 6 Provinzstädten ist eine Vertretung im Aufbau. Im Ausland ist die Plattform entweder durch eine organisierte Vereinigung vertreten oder sie wird von losen, spontanen Zusammenschlüssen mit aber gezielten Aktionen unterstützt.

Wie arbeiten die Vertretungen?

Es werden breit angelegte Versammlungen organisiert, an der die Teilnahme soweit wie möglich aller Unterstützerinnen, Ehrenamtlichen etc. gewährleistet werden soll. Die Teilnehmerinnen dieser Versammlungen treffen Entscheidungen zu Aktionen und Arbeiten, die durchgeführt werden sollen. Die dort getroffenen Entscheidungen werden dann mit Hilfe von den durch Freiwillige gegründeten Vorständen an allen möglichen Einheiten, wie Schulen, Universitäten etc. ausgeführt. Sie tragen die Verantwortung für die Durchsetzung in ihren Einheiten. Gleichzeit müssen sie auch in Notfällen und bei Bedarf in der Lage sein, sich außerordentlich zu treffen.

Jede kann in den Vorstand, dessen Zahl nicht festgeschrieben ist. Nur Frauen haben das Wort, das Recht zu diskutieren und zu entscheiden. Männer, die sich für unsere Ziele einsetzen oder uns in unserer Arbeit unterstützen sind willkommen und wichtig.

Welche Arbeitsgruppen/Aufgabenfelder gibt es?

Recht, Presse, soziale Medien, Grafik/Design, Spenden und Finanzen sind die aktiven Arbeitsfelder aktuell. Weitere können jederzeit hinzukommen bzw. vorgeschlagen werden.

Welche Lösungsvorschläge hat die Plattform?

Aufgrund unserer Erfahrungen möchten wir insbesondere folgende Ziele vordergründig erreichen: Der Staatspräsident, der Ministerpräsident und alle Vorsitzende der im Parlament vertretenen Parteien sollen die Gewalt an Frauen kritisieren bzw. öffentlich und mit Nachdruck rügen. Das Gesetz zum Schutze der Familie und zur Verhinderung von Gewalt an Frauen soll auch wirkungsvoll angewandt werden. Wir fordern die Einführung der lebenslangen Haftstrafe unter besonders schweren Bedingungen. Die Schaffung eines Frauenministeriums. Eine neue Verfassung, die sich die Anerkennung der Gleichheit der Geschlechter und des Rechts auf freie sexueller Orientierung zur Grundlage macht.

Weshalb sollte die lebenslange Haftstrafe unter besonders schweren Bedingungen eingeführt werden?

Die letzten Vorfälle und die anschließend geführten Verfahren zeigen, dass die Gesellschaft die Strafmilderungen leid ist, die in Zusammenhang mit Frauenmorden ständig auf der Tagesordnung stehen. Zunächst muss der Begriff „Frauenmorde“ akzeptiert und in der Gesetzesterminologie aufgenommen werden. Diese Forderungen sollen eine Grundlage schaffen, auf die weiter aufgebaut werden kann. Durch gezielte und gerechte Verfolgung und Bestrafung wird sich das Bild sehr schnell verwandeln. Um das Problem an der Wurzel packen zu können, brauchen wir – über kurz oder lang –   weitere Ziele, die zum Umdenken und zum Umstrukturieren der Gesellschaft führen sollen. Diese Entwicklung darf nicht stoppen und muss Generation zu Generation fortgeschrieben werden.

Für eine absolute Gleichheit in allen Bereichen des Lebens haben wir noch einen langen Kampf zu führen, der viel Geduld erfordert. Wenn wir heute aber unseren Kampf für die Rettung und Erhaltung des Lebens nicht aufschieben, werden wir in den geretteten Frauen unsere Verbündete für den Kampf anderer Rechte finden. 


Femizid (Frauentötung) – Opfer-Meldungen 2019